Klassische Kanalnetze reichen nicht mehr aus
Extreme Regenfälle sind keine Ausnahme mehr, sondern eine echte, wiederkehrende Bedrohung für Städte und Gemeinden. Nicht selten führen große Regenmengen zu überfluteten Straßen, vollgelaufenen Kellern und Schäden an der Infrastruktur. Kommunen stehen deshalb vor der Herausforderung, ihre Bevölkerung, deren Eigentum sowie öffentliche Einrichtungen besser zu schützen.
Ein wichtiger Schlüssel liegt im technischen Bereich: Viele Kanalnetze in Deutschland sind alt und können große Regenmengen nicht mehr ausreichend aufnehmen. Eine gezielte Ertüchtigung – etwa durch größere Querschnitte, Trennsysteme oder moderne Rückhaltebecken – kann hier Entlastung schaffen. Zisternen, unterirdische Tanks und Mulden speichern Regenwasser und leiten es langsam ab. In tiefer liegenden Bereichen sind oft Pumpwerke nötig, damit das Wasser abfließen kann. Zusätzlich helfen digitale Messsysteme in Kanalnetzen und feste Schutzanlagen an Flüssen, um die Folgen von Starkregen zu verringern.
Vegetation als Überflutungsschutz
Neben der technischen Infrastruktur werden naturnahe Lösungen immer wichtiger. Dabei handelt es sich um sogenannte grüne Maßnahmen – also Eingriffe, bei denen Vegetation, Boden oder offene Wasserflächen gezielt genutzt werden, um Regenwasser aufzunehmen, zu speichern oder verdunsten zu lassen. Ziel ist es, das Wasser dort zu halten, wo es fällt, und es nicht sofort in die Kanalisation zu leiten. Dieses sogenannte Schwammstadt-Prinzip verändert den Umgang mit Regenwasser grundlegend und setzt auf Nutzung statt schneller Ableitung.
Um dieses Prinzip in der Praxis umzusetzen, setzen Kommunen auf verschiedene Maßnahmen. Entsiegelte Böden, begrünte Straßen und bepflanzte Innenhöfe helfen dabei, Regenwasser direkt vor Ort zu halten. Gründächer leisten einen ebenso wichtigen Beitrag: Sie können bis zu 90 Prozent des Niederschlags aufnehmen und entlasten damit die Kanalisation bei Starkregen. In Hamburg wird die Begrünung von Dächern beispielsweise seit Jahren gezielt gefördert, um große Dachflächen im Stadtgebiet dafür zu nutzen. Auch Berlin geht mit gutem Beispiel voran: Seit 2018 müssen Neubauten das Regenwasser auf dem Grundstück bewirtschaften – also versickern, speichern oder nutzen.
Starkregenschutz beginnt mit der Planung
Unwetterschutz beginnt schon bei der Planung von Baugebieten. Bereits in der frühen Phase der Bauleitplanung lassen sich viele Risiken erkennen und vermeiden. Viele Risiken lassen sich vermeiden, wenn Kommunen in der Bauleitplanung gezielt Risikozonen berücksichtigen. Mithilfe von Starkregengefahrenkarten können besonders gefährdete Lagen wie Senken, Hangbereiche oder natürliche Fließwege identifiziert werden. Dort sollten frühzeitig Schutzmaßnahmen eingeplant oder sensible Nutzungen vermieden werden. Auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt, Starkregenvorsorge von Anfang an in die kommunale Planung zu integrieren. Dazu zählen die Nutzung von Gefahrenkarten, die Berücksichtigung von Risiken in der Flächennutzung sowie konkrete Festsetzungen in Bebauungsplänen.
Für bestehende Gebäude in gefährdeten Bereichen sind gezielte Schutzmaßnahmen besonders wichtig. Rückstauklappen, druckdichte Lichtschächte oder mobile Dammbalken können verhindern, dass Wasser eindringt. Die Haustechnik sollte möglichst im Erdgeschoss statt im Keller untergebracht werden, um Schäden zu vermeiden. Grundlage für viele dieser Maßnahmen ist die DIN 1986-100. Diese Norm schreibt vor, wie Gebäude und Grundstücke gegen Rückstau zu sichern sind. Darüber hinaus sollten Kommunen prüfen, ob für ihre Gebäude und Infrastrukturen eine Elementar- und Sturmversicherung besteht, die wetterbedingte Schäden abdeckt.
Starkregen erfordert Organisation